Frättingsdorf, Bezirk Mistelbach, Weinviertel NÖ
Wenn man von Kraftplätzen spricht, meint man meist solche, die von der Natur geschaffen wurden. Vornehmlich solche in unberührter Natur, in Wäldern, an Flüssen oder auf Bergen. Neuerdings werden Kraftplätze aber auch von Architekten oder Künstlern geschaffen oder gestaltet. Und zwar an vorher radiästhetisch ausgemuteten oder erspürten Orten. Ein solcher Kraftplatz befindet sich beim Ursprung der Mistel in Frättingsdorf, 13 Kilometer nördlich von Mistelbach. Dort errichtete der Weinviertler Künstler Norbert Maringer im Jahr 2001 sein nach geomantischen Prinzipien entworfenes Kunstwerk „Der Tausammler“.
Kraftplatz Mistelquelle
In einem kleinen Wäldchen am Ortsrand von Frättingsdorf entspringt die Mistel und bahnt sich ihren Weg über Mistelbach, die Bezirkshauptstadt gleichen Namens, bis zur Mündung in die Zaya. Eine 13 Kilometer lange Wanderung entlang des Mistelbachs führt von der Quelle durch idyllische Weinviertler Dörfer, wie Siebenhirten und Hörersdorf, vorbei an einem interessanten Flurdenkmal seltsamen Namens „Wampertes Kreuz“, bis nach Mistelbach.
Der Mistelursprung war immer schon ein Ort der Kraft. Hier entspringt in einer Tiefe von ungefähr drei Metern die Mistel. Man darf sich allerdings keine sprudelnde Quelle vorstellen wie im Gebirge, sondern einen unterirdischen, also unsichtbaren Wasseraustritt. Die Mistelquelle ist nämlich eine sogenannte Sickerquelle. Durch langsames Zusammensickern von Wasser beziehungsweise durch flächig austretendes Grundwasser entsteht zunächst ein kleiner Wasserlauf und schließlich der Mistelbach selbst. Vor etlichen Jahren konnte man beim Mistelstein noch Wasser aus der Quelle schöpfen. Heute sieht man auf Höhe des Steins kein Wasser mehr.
Der „Tausammler“
Obwohl an diesem Platz keine sichtbar sprudelnde Quelle hervorspringt, ist er doch ein hoch energetischer Ort im feinstofflichen Bereich. Norbert Maringer erforschte die unsichtbaren Energie- und Kraftströme und setzte das Ergebnis künstlerisch um. Der „Tausammler“, bestehend aus verschiedenen Metallobjekten, die mit der blauen Farbe dem Wasser zugeordnet sind. Das Röhren-und Walzen-Ensemble ist eine ausgeklügelte Apparatur zur Verstärkung der feinstofflichen Energien. Das eigentliche Sammelgefäß liegt direkt über der Mistelquelle und leitet Tauwasser in einen Trichter und weiter in die unterirdische Quelle. Weitere sieben Metallobjekte befinden sich an oder über den gemuteten Energieflüssen. Der Künstler setzte sich zur Aufgabe, die dort vorherrschenden feinstofflichen Energien und Kräfte erlebbar zu machen. Zwei aufrecht stehende Zylinder verstärken die Energie auf dem Kraftplatz und dienen als Sitzplätze. Zwei längliche Zylinder liegen im rechten Winkel zu jenen Kraftströmen, die durch das Zentrum des Platzes laufen. Auch ein abziehender Platz wurde mit einem Hochzylinder markiert. Anhand der gezwieselten (in zwei Stämmen wachsenden) Bäume ist dieser leicht zu erspüren. Der Altbaumbestand von Eichen, Eschen, einer Kirsche und Schwarzerle zeigt kräftigen Wuchs und damit die optimalen Wachstumsbedingungen an.
Die Installation aus blauen Metallobjekten vermittelt auf den ersten Blick eher den Eindruck eines Kinderspielplatzes, denn eines ausgeklügelten Energietransformators. Allerdings findet man sich rasch mit Hilfe der sehr ausführlichen Erklärungstafel auf dem Kraftplatz zurecht. Vielleicht sollte man es trotzdem machen, wie die Kinder: sich auf den Platz einlassen, die Metallobjekte als Sitzgelegenheiten oder Turngeräte in Beschlag nehmen und den Ort der Kraft erspüren. Dann möchte man an diesem wunderbaren Platz verweilen.
TIPP
Frättingsdorf, Bezirk Mistelbach. Der Mistelursprung liegt 13 Kilometer nördlich von Mistelbach. Das Kunstobjekt „Tausammler“ wurde nach geomantischen, ökologischen und künstlerischen Prinzipien gestaltet und ist dank einer Solarbeleuchtung auch bei Nacht zu besichtigen.
Fotos: Eva Muhm
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