Die Runen sind mit dem nordischen/germanischen Pantheon und Mythologie eng verwoben. Odin, der Wanderer möchte mit Hilfe der Runen und ihrer dahinterstehenden Thematik zum Eintauchen und Aktivieren der archetypischen Energie, die jeder Rune innewohnt, einladen.
Der Ursprung der Runen
Die Bezeichnung „Rune“ ist von der Wurzel run- (gotisch runa) mit der Bedeutung „Geheimnis“ abzuleiten. Verwandt damit sind auch die deutschen Wörter „raunen“ und „Geraune“.
Die Runen sind eine alte Alphabet-Schrift, in der jeder einzelne Buchstabe sowohl einen bedeutungsvollen Namen als auch einen bedeutsamen Klang trägt. Sie fanden in der Poesie, in Inschriften und Weissagungen Anwendung, entwickelten sich jedoch nie zu einer gesprochenen Sprache.
Die Runen lagen über 300 Jahre lang brach. Zuletzt waren sie im Spätmittelalter in Island in Gebrauch. Mit den Runenmeistern starb auch deren Weisheit aus und nichts ist geblieben als die Sagas, wie weit verstreute Fragmente runischen Saatgutes und die Runen selbst.
Runen und ihre Querverbindungen
Die Runen stehen mit dem Tarot und den Equilibrium Fläschchen von Aura Soma in Beziehung. Verbindungen gibt es ebenfalls zu Bäumen, Pflanzen und Farben.
Die magische und heilende Wirkung der Runen, die im täglichen Leben leicht umsetz- und anwendbar sind, werden so wie die Vernetzungen und tiefen Verflechtungen in den jahreszeitlichen Runeneinheiten erläutert und erarbeitet.
Der Runenschlüssel, der die Herzens-Rune, Persönlichkeits-Rune und Bestimmungs-Rune darstellt, hilft bei der Erfassung der Runen und der Definierung der Lebensaufgabe.
Das Runenalphabet – FUTHARK
Die älteste überlieferte Runenreihe (nach den ersten sechs Buchstaben futhark genannt) bestand aus 24 Zeichen, die in drei Abschnitte (später im Altnordischen als aettir bezeichnet) eingeteilt waren. Jedes Graphem (Buchstabe) entspricht einem Phonem (Laut). Ein Charakteristikum der germanischen Runenschrift ist, dass jede Rune einen Namen trägt, gewöhnlich ein bedeutungsvolles Wort, das mit dem jeweiligen Laut beginnt.
Futhark – das Runenalphabet
Bevor die germanischen Völker überhaupt eine Schrift besaßen, machten sie Gebrauch von Bildsymbolen, die sie in Stein oder Fels ritzten.
Diese prähistorischen Felszeichnungen oder hällristningar datieren aus der zweiten Bronzezeit und stehen vermutlich im Zusammenhang mit indoeuropäischen Fruchtbarkeits- und Sonnenkulten. Es wird eine Vermischung zweier verschiedener Traditionen vermutet: Einerseits die alphabetische Schrift, auf der anderen Seite der symbolische Gehalt.
Diese traditionellen 24 Runen wurden in 3 Familien zu je 8 Zeichen gegliedert. Der 3 und der 8 sprach man besonders magische Kraft zu. Als sich die Runen mehr und mehr verbreiteten brauchte man ein gemeinsames Alphabet. Dieses wurde nach seinen ersten sechs Zeichen benannt: FUTHARK.
Der Zyklus der Selbsttransformation
Über den Zyklus der Selbsttransformation, der 13 Runen umfasst, kommt man sich selbst näher.
Er wirft mit den folgenden 13 Runen Fragen auf:
Ansuz: Achtest Du auf die Zeichen und Botschaften von außen?
Othila: Wovon gilt es sich zu trennen und zurückzuziehen?
Uruz: Lebst Du Deine Kraft, Männlich- bzw. Weiblichkeit?
Perth: Was möchte Verborgenes aus den Tiefen Deines Selbst emporsteigen?
Nauthiz: Welchen Zwang oder Schmerz erträgst Du oder glaubst Du ertragen zu müssen?
Inguz: Was möchte neu und fruchtbringend begonnen werden?
Kaunaz: Wo gilt es sich zu öffnen und sein Licht wie eine Fackel scheinen zu lassen?
Berkana: Welches Wachstum wird dadurch gefördert und kann dadurch eine Wiedergeburt einläuten?
Ehwaz: Welche Bewegung möchte vollzogen werden, damit ein Fortschritt sichtbar wird?
Hagalaz: Was darf getan werden, dass das Urselbst mit Hilfe der Elemente erweckt wird?
Raido: Wo gilt es sich zu versöhnen und den Weg der aktiven Kommunikation zu suchen?
Thurisaz: Welche(r) Torbogen/Pforte möchte durchschritten werden?
Dagaz: Wie lautet der Durchbruch hin zur Transformation des eigenen Ichs?
Binde-Runen und ihre Kraft
Magische Symbole, Zeichen und darin versteckte Botschaften gab und gibt es in allen Traditionen, Zeitaltern und Epochen.
Die nordischen magischen Symbole werden in 3 Gruppen unterteilt:
Wenn Runen in einer Runendarstellung zusammengebunden werden, jedoch deutlich die einzelnen Runen erkennbar sind, wird diese Form Bandrunir genannt. Sind die einzelnen Runenzeichen nicht mehr erkennbar und so verfremdet, dass das magische Symbol überbleibt, so wird diese Form Galdrastafr genannt.
Thors Hammer, ein magisches Symbol oder dergleichen wird Galdramyndir genannt.
Unterschiedliche Herangehensweisen ergeben die Bedeutung der Binde-Rune. Sie kann den eigenen Namen und ein Wort oder Wert, den man damit verbinden möchte, in komprimierter Form darstellen. Sie können jedoch auch im schamanischen Kontext bei Extraktionen unterstützend hilfreich sein.
Binderunen setzen sich aus mehreren Runen zusammen und sind zumeist kräftiger und in ihrer Wirkung länger andauernd, als einzelne Runen.
Das Runen Set
Vielleicht hast Du nach all diesen Informationen den Wunsch Deine Runen selbst zu machen und mit Deiner eigenen Energie zu durchtränken. So bekommt Deine Herzens-Rune, Persönlichkeits-Rune und Deine Bestimmungs-Rune, errechnet durch den Runenschlüssel, eine ganz andere Tiefe.
Die Eibe ist das Holz dafür, da vor Eiben kein Zauber bleiben kann, und sich daher für die Runen und das magische Arbeiten damit, bestens eignet. Auch die Hasel eignet sich gut, da auch die Hasel ein hervorragender Schutzbaum ist.
Runen können jedoch auch aus abgeflachten Steinen, Holzringen, Tonovalen… hergestellt werden. Um ihnen Deine ganz persönliche Note zu geben, eignet sich Dein Blut dazu. Mische in einem Gefäß rote Farbe an und versetze diese mit Deinem Blut. Dadurch bindest Du Dich an die Runen und die Runen an Dich.
Das Runenorakel
Die Runen zu befragen, ermöglicht es jedem Einzelnen, die Zwänge des Verstandes, die Fesseln der Bedingtheit und die Routine der Gewohnheit zu umgehen.
Durch unser emsiges Denken, Überlegen, Pläne schmieden und Entscheidungen treffen, bemerken wir das Sein um uns nicht. Innehalten und Hineinspüren lautet die Devise, um das Jetzt erleben und genießen zu können.
Denn wenn erst einmal die Routine unterbrochen ist, dann wird die Gewohnheit bald vergehen. Sich daran zu erinnern, hilft uns die Sucht/den Drang immer vorwärts kommen zu müssen, zu überwinden. Denn wenn wir wirklich in der Gegenwart leben, dann geschieht alles in dieser. Sich mit den Runen auseinanderzusetzen und aktiv in sein Leben einzubauen, ist ein großes Abenteuer. Es bedeutet das Steuerrad des Lebens in die eigenen Hände zu nehmen, und die eigene Kraft anzuerkennen! Der Runenschlüssel kann hierbei unterstützend wirken.
Die Befragung der Runen sollte immer mit erhöhter Aufmerksamkeit erfolgen. Die rechte Zeit die Runen zu konsultieren, ist dann, wenn Ihre bewusste Weisheit erschöpft ist, oder wenn Sie sich mit einer Situation konfrontiert sehen, über die Sie nur wenig oder begrenzte Information besitzen. Als Unterstützungssatz kann folgende Affirmation hilfreich sein: „Die richtige Rune klebt immer an meinen Fingern!“
Die Fragestellung selbst sollte nie mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten sein, denn der Rat der Rune gilt der Vorbereitung und dem rechten Verhalten, sodass eine klare und bewusste Entscheidung in der anliegenden Sache getroffen werden kann. Hat man kein bestimmtes Problem vor Augen, fragt man einfach: „Was brauche ich an diesem Zeitpunkt in meinem Leben zu wissen!“
Ein wichtiger Aspekt: Die Runen lassen sich nicht auf die Probe stellen. Sollte man in einer bestimmten Angelegenheit eine Rune ziehen und dann abermals in den Beutel greifen und zur gleichen Frage die gleiche Rune erwarten, dann lässt sich das Orakel sehr ungern auf die Probe stellen. Die Welt dreht sich weiter und verändert sich in jeder Sekunde unseres Seins. Somit verändert sich auch der Blickwinkel und die erhaltenen Informationen das Unterbewusste.
Die Runenmeister
Von Anfang an hatten die Runen auch eine rituelle Funktion, als Lose ebenso wie zur Weissagung und Anrufung höherer Mächte, die das Leben und Glück des Stammes beeinflussen könnten. Die Kunst des/der Runenmeisters und -meisterin berührte jeden Aspekt des Lebens - vom Allerheiligsten bis zum alltäglich Praktischen.
Der Einfluss der Runen auf ihre Zeit war unbestreitbar: Die Stammesführer und Ratgeber des angelsächsischen Englands hielten geheime Sitzungen ab, die sie „Runen“ nannten. Als Bischof Wulfila die Bibel ins Gotische des 4. Jahrhunderts übersetzte, gebrauchte er das Wort „runa“ für Geheimnis.
Acht Jahrhunderte früher entdeckte Herodot, als er um das schwarze Meer fuhr, Nachkommen der Skythen, die unter Decken krochen, sich bis zur Benommenheit einräucherten und dann Stöckchen in die Luft warfen, aus denen sie „lasen“.
Es gab Runen und Zaubersprüche zur Beeinflussung des Wetters, der Gezeiten, der Saat, der Liebe und der Gesundheit. Runen für Fruchtbarkeit, zum Fluch und zur Aufhebung eines Fluches, für Geburt und Tod. Runen wurden auf Amulette, Trinkbecher und auf Wurfspieße geritzt sowie auf den Türsturz von Häusern und an den Bug von Wikingerschiffen geschnitzt.
Die Runenmeister der Teutonen und Wikinger trugen auffallende Gewänder. Geehrt, willkommen und gefürchtet zugleich, waren diese Schamanen vertraute Gestalten in Stammeskreisen.
Der nordische Gott Odin
Odin (altnord. Óðinn, angelsächs., altsächs. Woden, altfränk. Wodan, althochdt. Wutan, Wuotan, schwedisch Oden, auch Wotan) gilt gemeinhin als der höchste Gott der germanischen Mythologie.
Er ist das Oberhaupt der Asen, die mit den Wanen zusammen die nordischen Götter darstellen und beherrscht Asgard von seiner Himmelsburg Gladsheim mit Walhalla aus. Ebenso ist er der Gott des Krieges, der Weisheit und der Magie. Zumindest bei den Wikingern ist er auch der Gott der Poesie. Sein Name hat im altnordischen Wort óðr seine Wurzeln, was „Inspiration, Wut“ bedeutet.
Odin ist beharrlich auf der Suche nach Weisheit. Er gibt ein Auge als Pfand gegen einen Schluck aus Mimirs Brunnen der Weisheit, um seherische Kräfte zu bekommen. Er raubt von der Riesin Gunnlöd den Dichtermet Odrörir und bringt ihn in Adlergestalt zu den Göttern. Als Opfer für die Menschen hängt er im Weltenbaum Yggdrasil, verwundet von seinem eigenen Speer. Er hängt dort für neun Tage und Nächte, („Vom Speer verwundet, dem Odin geweiht, mir selber ich selbst, am Ast des Baums, dem man nicht ansehen kann, aus welcher Wurzel er spross.“, aus Odins Runenlied 138) wobei er die Runen ersinnt:
"Ich weiß, dass ich hing am windigen Baum neun Nächte lang, mit dem Ger verwundet, geweiht dem Odin. In mir selbst, an jenem Baum, da jedem fremd, aus welcher Wurzel er wächst. Sie spendeten mir nicht Speis noch Trank; nieder neigte ich mich, nahm die Runen , nahm sie rufend auf; wieder dann neigte ich mich, neun Hauptlieder lernte ich vom hehren Bruder der Bestla, dem Bölthornsohn; vom Odrörir, dem edelsten Met, tat ich einen Trunk..."
Odin reitet jeden Morgen auf seinem achtbeinigen Ross Sleipnir und mit seinen beiden treuen Raben Hugin und Munin („Gedanke" und "Erinnerung“) über den Morgenhimmel und erkundet die Welt. Seine Wölfe Geri und Freki („Gierig“ und „Gefräßig“) helfen ihm bei der Jagd. Odin trug einen Wunschmantel, der ihn zu den Orten brachte, an denen er sich aufhalten wollte.
Trotz aller Bemühungen sind die Runen schwer zu fassen, denn sie sind Odins Geschenk, etwas Heiliges. Daher könnten als Motto für die Runen die gleichen Worte gelten, die zum Eingang zum delphischen Orakel zu lesen waren: „Erkenne Dich selbst!“ Die Runen sind Lehrer!
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