Yspertal und Ysperklamm...auf den Spuren der Druiden
- Gabriele Lukacs
- 3. Aug.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Aug.
Der Name Ysper wird von der keltischen Flussgöttin Isis Noreia abgeleitet. Übrigens tragen mehrere Flüsse im süddeutschen Raum diesen Wortstamm wie die Isar in Bayern, der Inn in Oberösterreich oder die Isel in Osttirol. Die Große Ysper entspringt im Weinsberger Wald, durchfließt die Ysperklamm, die Orte Yspertal und St. Oswald und mündet schließlich in die Donau, heute allerdings in den Stausee des Kraftwerks Ybbs-Persenbeug.
Odins Raben und die Templer

Der Ort St. Oswald wurde 998 erstmals urkundlich als „Nochilinga“ erwähnt und zählt zu den ältesten Gründungen des Waldviertels. Die Pfarrkirche St. Oswald steht auf uraltem, geweihtem Boden. 1160 dem heiligen Oswald geweiht, steht sie vermutlich auf dem Platz eines ehemaligen heidnischen Heiligtums. Das Wappen von St. Oswald zeigt den Raben des englischen Königs Oswald, später des Heiligen, mit dem er sich im Jahr 635 auf Brautwerbung begeben hatte. Der Oswald-Rabe ersetzt vermutlich die beiden Raben Odins (Wotans), Hugin und Munin. Daraus lässt sich schließen, dass der Schutzpatron den germanischen Göttervater ersetzt und die Pfarrkirche an Stelle eines Wotan-Heiligtums errichtet wurde. Die mittelalterliche Kirche verbirgt noch ein anderes Geheimnis. Die Altarplatte des Hochaltars besteht nämlich aus einem Grabstein mit eingeritztem Stangenkreuz. Die Umschrift weist Friedrich von Lehenshof als Verstorbenen aus. Dieser Ritter war nicht nur der Ahnherr der Isperer, sondern auch ein Templer, Mitglied jenes geheimnisvollen Ritterordens, der am Jerusalemer Tempelberg nach den Schätzen des Salomonischen Tempels grub. Damit wäre hier erstmals und einmalig in Österreich ein Templergrabstein mit Namen bezeichnet. Einen solchen gibt es nämlich – nach Meinung der offiziellen Geschichtsschreibung – in Österreich nicht.
Wie und warum die Grabplatte von ihrem ursprünglichen Standort auf den Altar kam, erzählt die Chronik leider nicht. Eine weitere Besonderheit in diesem Zusammenhang weist das Wappen von St. Oswald auf. Es zeigt ein Tatzenkreuz. Diese Symbole, Rabe und Tatzenkreuz, sind fast ident mit dem Wappen von Scheikwitz in Mähren, der ehemaligen Provinzverwaltung der Templer für Österreich. Wurde hier ein uralter heidnischer Kraftort zunächst christianisiert und dann von einem Templer als Stammsitz seines Geschlechts erkoren?
Kraftplätze am Herzsteinweg von Yspertal: Kornmandl, Totenkopf und Herzstein

Ein Historiker und ein Pfarrer haben dazu beigetragen, dass die Kraftplätze des Yspertals heute einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind. Von Dr. Hans Steiner auf die seltsamen Steine aufmerksam gemacht, erforschte der Altenmarkter Pfarrer Hans Wick (1904-1988) Jahrzehnte lang die heidnischen Kultstätten und sagenumwobenen Plätze seiner Heimatpfarre. Er wurde zum bekanntesten Schalensteinforscher Österreichs. Seine Aufzeichnungen werden heute im Heimatmuseum Yspertal aufbewahrt.
Der so genannte „Herzsteinweg“ führt zu den von ihm entdeckten Kraftplätzen. Die längere Variante beginnt am Marktplatz in Ysper und führt über neun beziehungsweise elf Kilometer, die kürzere Tour startet in St. Oswald mit sieben beziehungsweise neun Kilometer Streckenlänge.
Aus der Mitte einer großen Wiese ragt das „Steinerne Kornmandl“ aus dem Boden, ein mehrere Meter hoher pyramidenförmiger Felsblock – ein Granitrestling, den die Natur in Jahrmillionen andauernder Erosion geschaffen hat. Der Sage nach soll ein Bauer über seine magere Kornernte gotteslästerlich geflucht haben. Als Strafe für diesen Frevel wurden seine Garben zu Stein und müssen für immer als steinernes Kornmandl in seiner Wiese stehen. Ob die Flächen und Kanten des Steinblocks von Menschen zur Pyramidenform bearbeitet wurden, lässt sich schwer sagen. Tatsache ist, dass dieser Felsgigant als steinerner Kalender verwendet wurde. Die Steinpyramide zeigt mit ihren Kanten in die Haupthimmelsrichtungen. Die Sonne wirft daher zu den Jahresfixpunkten, den Sonnenwenden und Äquinoktien, ihren Schatten entlang der plan geschliffenen Wände und markiert so den bäuerlichen Jahreskalender mit seinen Aussaat- und Erntezeiten. An der Spitze tritt ein Energiewirbel aus, in derselben Weise wie bei den großen Pyramiden in Ägypten oder Südamerika, wie der Geomant Peter Handl feststellen konnte.

Der Kraftplatz, der am meisten beeindruckt, liegt jedoch ein Stück bergauf im dichten Nadelwald verborgen: der Totenkopfstein. Wie aus dem Nichts taucht er plötzlich ins Blickfeld, bedrohlich starren seine hohlen Augen auf den Wanderer. Diese zehn Meter hohe Felsformation trägt ihren Namen zu Recht. Die leeren Augenhöhlen und das steinerne Gesicht erinnern an einen Totenschädel. Er blickt nach Norden, wo nach der germanischen und keltischen Mythologie das Totenreich liegt. Hier wird man an die nordische Sagenwelt erinnert, an Odins Raben, die als Tiere des heiligen Oswald verchristlicht und im Wappen von St. Oswald dargestellt werden. Ob Hugin und Munin in den Figurensteinen neben dem Totenkopf verewigt sind? Eine hölzerne Stiege führt nach oben auf die Plattform mit Sitzmulden. Einige der Schalen werden wohl früher als Meditationssitze oder gar für Initiationsrituale benützt worden sein. Vom Plateau schweift der Blick an klaren Tagen bis zum Ötscher, dem Vaterberg der keltischen Mythologie. Die Kraft an diesem Platz ist abziehend, also keineswegs für einen längeren Aufenthalt geeignet. Die mystische Stimmung im dichten Wald trägt dazu bei, sich über den Tod und die Vergänglichkeit allen Seins Gedanken zu machen.
Der Weg führt wieder zurück aus dem Totenreich ins Reich der Lebenden: zum Herzstein. Ein fünf Meter hoher herzförmiger Spaltstein steht auf einer großen Steinplatte und trotzt den Gesetzen der Natur. Man meint, er könnte jeden Moment kippen. Doch er steht gegen jede Vernunft seit ewig in seiner Position. Es dürfte sich um eine weibliche Doppelkultstätte handeln. Einerseits steht der Spalt für das Symbol des Schaffens von neuem Leben, andererseits diente er zum Abstreifen von Krankheit und Leid. Die linke Innenseite des Loches weist eine rechtsdrehende Polarisierung auf, die rechte Seite eine links drehende. Dieses wiederkehrende Phänomen haben Radiästheten auch bei anderen Schalen- oder Lochsteinen festgestellt. Der Platz wird als angenehm aufladend empfunden. Er erfreut das Herz und stärkt so den Herzmeridian im Körper. Das Durchkriechen soll von Liebesleid befreien.
Kraftplätze auf dem Druidenweg der Ysperklamm
Die Ysperklamm bietet zu jeder Jahreszeit ein großartiges Naturschauspiel. Tosende Wassermassen ergießen sich über die Granitfelsen, rostig rot färbt das Wasser die Vegetation. Auf ihrem zwei Kilometer langen Weg überwindet die Ysper 300 Höhenmeter und stürzt als Wasserfall über die ehemalige Holzdrift zu Tal. Geheimnisvolle, bizarre Steinformationen, wie der „große Hund“ oder „Phallus und Vulva“ regen die Phantasie zum Fabulieren und Träumen an. Eine Reihe von Sagen rankt sich um diese wildromantische Schlucht. Nicht ungefährlich ist ihre Erkundung, denn man bekommt es mit etlichen Fabelwesen zu tun. Ein listiger Kobold treibt angeblich seinen Schabernack mit den arglosen Wanderern. Gerne versteckt er den in der Ysper Badenden die Kleider. Nachdem man im kühlenden Nass Erfrischung fand, soll man Brotstückchen ins Wasser werfen, damit wäre der Kobold dann besänftigt und die Wanderausrüstung gerettet. Die nächste Gefahr lauert am Eingang zur Klamm. Dort haust eine Riesenschlange, die einen wunderbaren Schatz bewacht. Nur derjenige, der in mondhellen Nächten eine von sechs Katzen gezogene Kutsche erblickt, wird den Eingang zur Schatzhöhle finden. Eine jungsteinzeitliche Wohnhöhle mit Durchschlupf findet man wohl auf dem Druidenweg. Die Spitze eines Felsbrockens leitet Energie in die Mitte der Höhle. Ob sie die sagenhafte Schatzhöhle ist?
Der Druidentreff
Der stärkste Kraftplatz ist der sogenannte „Druidentreff“ am Kaltenberg. Schon der Name Kaltenberg weist auf die keltische Wurzel calet(os) für Schutz oder Wacht hin und bezeichnet damit einen wichtigen Schutzort. Zwei konzentrische Steinkreise reihen sich um einen Stein im Mittelpunkt. Man sagt, in früherer Zeit hätten sich hier die keltischen Priester, die Druiden, getroffen. Mit Wünschelrute oder Pendel lässt sich die hohe Energieschwingung dieses Platzes erspüren. Jeder der Steine soll der Platz eines Druiden gewesen sein, sodass sich immer nur so viele Priester hier treffen konnten, wie Steine vorhanden sind. Nur nach dem Tod eines Mitglieds konnte der Platz von einem anderen eingenommen werden. Die Anordnung der Steine in einen inneren und äußeren Kreis legte die Rangordnung der Mitglieder fest. Radiästheten erspüren diese heute noch anhand der Ausstrahlung jedes einzelnen Steins. Der Zentrumsstein strahlt eine rechtsdrehende, positive Energie aus. Hier saß wohl der Druidenälteste und weissagte das Schicksal des Stammes. Leichtes Schwindelgefühl stellt sich nach kurzer Sitzung auf dem Stein ein, bei längerer Verweildauer erscheinen Traumbilder vor dem geistigen Auge. So mancher fühlige Zeitgenosse wird vielleicht auch die Zukunft deuten können. Unweit des Druidenkreises strahlt ein Schalenstein einen Energiewirbel aus. Spiralförmig fließt die Energie nach oben, himmelwärts. Ein anderer Schalenstein fängt die kosmische Energie ein und gibt sie erdwärts ab. Die vielen Schalensteine rundum geben wie andernorts auch hier Rätsel über ihre Entstehung und Verwendung auf. Die gesamte Ysperklamm mit ihren Elementen Wasser, Holz und Stein kann als starker Kraftplatz bezeichnet werden.
Das „Hoh-Wod“ auf dem Burgsteinberg
In den Aufzeichnungen des Pfarrers Hans Wick befindet sich eine Zeichnung eines geheimnisvollen Bauwerks aus unbekannter Zeit hoch oben auf dem Burgsteinberg. Niemand kennt die Erbauer, noch seinen Zweck und nur wenige wissen um seine Existenz. Es könnte sich um eine sensationelle Entdeckung handeln, um ein unbekanntes Wotans-Heiligtum auf einem der höchsten Berge des südlichen Waldviertels. Aber lassen wir Pfarrer Wick selbst sprechen. Dr. Hans Steiner transkribierte dankenswerterweise die in Kurrentschrift verfassten Zeilen:
"Hoh-Wod" ein germanisches Heiligtum. Zwischen "Führling" und "Königswald" auf höchster Höhe 1017 m gelegen. Diese nördlich des Burgstein (1012 m) gelegene Höhe (auf der Landkarte fälschlich "Hochwaad" genannt) ist mit Trockenmauerresten gekrönt, wird es von den Holzhauern "Hoch-Wod" genannt, oder auch "bei der zusammengesetzten Mauer". Ohne Zweifel steckt in der richtigen Aussprache das "Hoher Wodan" drinnen, wie es ja auch anderswo noch Wodsteine und Wodans Heiligtümer gibt. Mit "hohe Wand" hat es jedenfalls nichts zu tun, da dort gar keine Wand ist, wohl ein Felsenblock, der einen deutlichen Zugang hat zu der sonderbaren Mauerbekrönung. Teile davon sind schon abgerutscht, das Ganze stark verfallen. Eine Felsenspalte führt vom eigentlichen Raum nach Norden unter die Mauer, ist aber schon ganz bedeckt mit Steinen und Erdreich. Die Bodenprobe unter der Spalte ergab starken Phospatgehalt aus der Verwesung der Fäkalien. Der Bodenuntersucher erklärte noch bei keiner seiner Proben war die Verfärbung so stark wie hier. Es handle sich wohl um einen von Opferblut stark durchtränkten Boden. Auf der aus rohen Steinen zusammengesetzten Umfassungsmauer war wohl ein hölzerner Überbau mit Bedachung aufgesetzt, der längst nicht mehr vorhanden ist. Da es sich hier wohl um eine der ehrwürdigsten Stätten in unserem Lande handelt, müßte alles getan werden, sie zu erhalten, ihre Reste zu ergänzen und zu sichern.“

Aus der Zeichnung geht hervor, dass es sich einst um ein 100 Meter langes Bauwerk aus Trockenmauern handelte, mit Zugang unter Felsplatten und vermutlich einem Dach zum Schutz vor Wind und Wetter. Ein Tempel auf einem Berggipfel, der hunderten Menschen Platz bot. Aber wer waren diese Menschen, die den Kultplatz erklommen? Wie konnte so ein gewaltiger Bau bis heute unbekannt bleiben? Was befindet sich innerhalb der von Erdreich verschütteten Mauern, dessen Boden bis heute von Fäkalien und Blut getränkt ist? Diese Fragen können wir heute noch nicht beantworten. Erkunden kann man jedoch den Kraftplatz des Wotan auf dem Burgsteinberg oberhalb von St. Oswald.
TIPP
St. Oswald: Erreichbar über Westautobahn A1 Abfahrt Ybbs-Kemmelbach.
Herzsteinweg: Von St. Oswald Richtung Dorfstetten, dann Beschilderung, zunächst Kornmandl, ab Waldgrenze 250 Meter Fußweg steil bergauf zum „Totenkopf“, weiter zur Burgsteinmauer und Burgsteinberg.
Druidenweg Ysperklamm: 10,8 Kilometer mittelschwerer Rundwanderweg über Steine, Stiegen und Treppen, Gehzeit drei bis vier Stunden ab Forellenhof.
Kontakt: http://www.noemuseen.at/de/default.asp?tt=MUSEUM_R8&id=85953&vid=&oid=273&kontrast=kontrast0 ….Johann Pichler 07415/6117
steiner.ybbs@aon.at Dr.Hans Steiner 0664/591 00 47, 07412/560, Franz Schubert Str. 5, 3370 Ybbs
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