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Julija Major

Altes Brauchtum neu entdeckt - Krampus Umzug in Mauer

Wart ihr alle brav?


...Wenn nicht, dann treibt euch der Krampus die Faxen aus. Beim Krampuslauf in Mauer bei Amstetten/Niederösterreich am 8. Dezember 2024 trieben 15 Perchtengruppen - flankiert von hunderten von Schaulustigen - ihr Unwesen. Schwere Fellkostüme mit schaurigen Masken und wuchtigen Hörnern, Kettenrasseln und Glocken und das alles vor einer herrlichen Kulisse mit passender Musik, gruseligem Nebel und dramatischem Feuer perfektionierte diesen zum 32. Mal ausgetragenen Event, den der Club 89 aus Mauer initiiert hat.

Es war eine großartige Veranstaltung, bei dem die 'harmlosen Teufel' in sehr kreativen, aufwändig gestalteten Kostümen entlang der Hauptstraße durch den Ort zogen, da und dort für Schrecken sorgten, allenfalls jedoch für Begeisterung bei Jung und Alt. Es ist so wunderbar, wenn Brauchtum nicht in Vergessenheit gerät und uns über die Generationen hinweg verbindet. Genießen Sie einige Stimmungsfotos in der Galerie auf:  https://www.viva-canarias.com/mauer-krampus!


„Kleider machen Krampi“


Die typischen Elemente eines Krampuskostüms sind folgende:

• Mantel, Jacke oder Overall aus Schaf- oder Ziegenfell. In manchen Gegenden sind auch Jutesäcke als Kleidung üblich.

• Die Gesichtsmaske (Larve) wird aus Zirben- oder Lindenholz geschnitzt und ist für gewöhnlich mit echten Hörnern eines Ziegenbocks, Steinbocks oder Widders gekrönt. In moderneren Varianten finden sich auch Krampi mit Gummi-, Kunststoff- oder Aluminiummasken.

• An einem Gurt am Rücken oder Gürtel um die Teile sorgen Kuh- oder Balkenglocken (bzw. Rollen) für die akustische Untermalung des Grollens und Geschreis. Rasseln und Schellen zählen eigentlich eher zu den Schiachperchten.

• Regional finden sich Ketten, die dem Rasseln dienen und sie symbolisieren die zerrissenen Ketten des Teufels.

• Ein Kuhschwanz oder Rossschweif ist ebenso ein beliebtes Element.

• Die Weidenrute ist fast ein Muss.

• Ein auf dem Rücken befestigter Korb (die Butte oder auch Kraxn bezeichnet) dient dazu, um ‚böse Kinder gleich mitzunehmen‘. Symbolisch stecken sich manche eine Puppe in den Korb, um dies zu veranschaulichen.

• Begleitet werden die Krampi auch von schwarzen Engeln, aber auch anderes makabres Accessoire ist zu sehen, wie z. B. kleine Särge, Ratten, Raben etc.


Ein Brauch überlebt


Was hat es mit dem Krampus auf sich? Und in welchem Zusammenhang dazu stehen Perchten, oder handelt es sich um ein und dieselben Bräuche? Nein, kann an dieser Stelle vorweggenommen werden, denn es verhält sich so wie mit Äpfeln und Birnen, beides zählt zum Obst und schmeckt doch unterschiedlich.

Krampus ist der Legende nach der Sohn von Hel, der nordische Gott der Unterwelt. Ihm zu Ehren wurden Rituale am 21. Dezember zur Wintersonnenwende zelebriert. Trotz Bemühungen der katholischen Kirche diesem heidnischen Brauch den Garaus zu machen, ging die Figur nicht verloren und das obwohl es im tief religiösen Habsburgerreich lange Zeit bei Todesstrafe verboten war, sich in Gestalt einer Teufelsfigur zu verkleiden. Doch weit weg vom Wiener Hof und geschützt von schwer zugänglichen Gegenden, überhaupt im verschneiten Winter, überlebte der Brauch.


Mitte des 17. Jahrhunderts erlebt beim sogenannten Einkehrbrauch in Klosterschulen diese Schreckgestalt mit Tiermasken (Habergeiß) oder Teufel eine ‚Wiedergeburt‘. Der Nikolaus, die Engeln und die Kramperln bildeten eine Einheit, genannt Pass. Während der Hl. Nikolaus an seinem Ehrentag, dem 6. Dezember, als Gabenbringer die braven Kinder beschenkte, wurden die unartigen Schüler vom Krampus mit der Rute bestraft, zumindest symbolisch.


Nomen est Omen


Der Name leitet sich vermutlich aus dem mittelhochdeutschen Wort ‚Krampen‘ (Kralle) ab bzw. dem bayerischen ‚Krampn‘, was so viel wie Vertrocknetes, Verdörrtes, Verblühtes oder Lebloses bedeutet.


In der Schweiz heißt der Krampus übrigens „Schmutzli“ und vor allem in Tirol finden wir in Ableitung des Wortes Teufel häufig die Bezeichnung ‚Tuifl‘ sowie ‚Tuifltag‘ (Teufelstag). Bei den Kindern ist ‚Tuifltratzen‘ das Highlight, bei dem sie versuchen die Krampi zu reizen und dann vor ihnen davonzulaufen, um nicht mit der Rute bestraft zu werden.


Krampus vs. Percht


Das Perchtenbrauchtum entwickelte sich parallel, vor allem im bayerisch-österreichischen alpenländischen Raum. Eine Percht ist allerdings eine Gestalt, die in zwei Varianten vorkommen kann: Die guten sind die ‚Schönperchten‘ und die bösen die ‚Schiachperchten‘. Nichtsdestotrotz beeindrucken sie gleichermaßen mit ihren voluminösen Fellkostümen, den riesigen, furchteinflößenden Masken und dem tieftönenden Klang der umgehängten Glocken. Schließlich lassen sich die bösen Geister des Winters nicht mir nichts dir nichts vertreiben bzw. ‚das alte Jahr austreiben‘. Zu den Hochburgen in Österreich zählen das Salzburgerland (Bad Mitterndorf, Tauplitz und Pichl-Kainisch).

Viel Lärm um Nichts


Die Krampi kamen vor etwa zwei Jahrzehnten in Verruf, da ihnen übertriebene Gewalt und Alkoholexzesse vorgeworfen wurden - sicherlich manchmal zurecht. Um den ramponierten Ruf zu retten, haben sich viele Vereine einen Ehrenkodex auferlegt und das gesetzlich verhängte Alkoholverbot gilt ohnehin. Und heutzutage erfreut sich dieses Brauchtum wieder einer großen Beliebtheit. Das Motto könnte lauten „Viel Lärm um Nichts“, denn Schläge mit der Rute sind nicht deftig und eher symbolisch. Nicht selten sieht man den Krampus mit der „Give me Five“ Geste - insbesondere bei ganz jungen und bei ganz alten Zaungästen.


Wir freuen uns jedenfalls wieder auf ein höllisch gutes Spektakel im nächsten Jahr.


Teilnehmende Gruppen des Krampuslaufs


(Es ist nicht die Startliste! Die Information stammt von der Facebook-Gruppe Mauringer Urteufel)


- Mauringer Urteufel

- Blindenmarkter Auseefürsten

- d'Goaschtigen Gstoitn ('die garstigen Gestalten')

- d'Stointeifen

- Goingteifin

- Kemater Urteufeln

- Kreuzrunsn Teufeln

- Leutzmannsdorfer Ockateifin

- Most4tler RuatnBuam

- Opponitzer Hammerteufln

- Oschbocha Kraxnteifin

- Pozteifin

- Rosenauer Ybbsteufeln

- Trattnachtal Inferno

- Trefflingtaler Holzknecktteufeln



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