Die Nazca-Mummies - die etwas anderen Mumien
- Johann Mitter
- 27. Apr.
- 5 Min. Lesezeit
Im Jahr 2016 entdeckte der Grabräuber „Mario“ in einer Höhle in Peru, in der Nähe der sogenannten „Nazca-Linien“, einige (oder sogar viele?) bizarr aussehende, getrocknete Körper. Es handelt sich offenbar um verschiedene Spezies – große, menschenähnliche Wesen (ca. 1,70 m groß) und kleinere, eindeutig nicht-menschliche Figuren (ca. 60 cm groß). Später tauchten dann noch kleinere, bizarr aussehende Körper auf, die nur 30 cm groß sind. Sie alle haben gemeinsam, dass sie jeweils nur drei Finger und drei Zehen haben, also „tridaktyl“ sind und dass sie in Kieselerde gefunden wurden, der sie ihr „mehliges“ Aussehen verdanken.
Von vorkolumbischen Kulturen in Peru wurde das Mumifizieren von Verstorbenen seit Jahrtausenden praktiziert. Es gab da verschiedene Techniken, bei allen davon wurden die inneren Organe entfernt und der Körper dann einbalsamiert. In dem extrem trockenen Klima bei Nazca haben sich solche, menschliche, Mumien über viele Jahrhunderte erhalten, die Mumien von Chauchilla sind die wohl bekanntesten davon. Sie stammen von der Nazca-Kultur, die von ca. 200 v. Chr. bis 650 n. Chr. in dieser Gegend florierte. Diese „echten“ Mumien darf man mit den „Nazca-Mummies“ nicht verwechseln.
Die Körper der „Mummies“ wurden mit einer Chemikalie behandelt, mit Harz eingestrichen und in Kieselerde bestattet, alle Organe sind erhalten. Die Kieselerde trocknet diese Körper komplett aus und verhindert das Eindringen jeglicher Lebewesen, die den Körper sonst biologisch abbauen würden. Der Grabräuber „Mario“ entfernte alle vorhandenen Körper und sonstigen Gegenstände aus der Höhle, ihren Standort hat er bis heute geheim gehalten. Neben den offenbar authentischen Körpern hatte er auch kleine (10 -25 cm) „Votivfiguren“ gefunden, die aus Tier- und Menschenknochen zusammengebaut, offenbar die 60 cm großen Originale darstellen sollten und vermutlich rituellen Zwecken gedient haben.
Eine dieser Votivfiguren wurde schon 2016 durch einen Archäologen des peruanischen Kulturministeriums untersucht und dieser fand heraus, dass die Figur aus organischen Materialien zusammengebaut war und nie ein lebendiges Wesen gewesen sein konnte. Das hatten alle Beteiligten vorher auch schon gewusst, das Ministerium hat aber diese „Expertise“ übernommen und auf alle „Nazca-Mummies“ angewendet. Außerdem distanzierte man sich im Jahr 2017 schriftlich von dem „Betrug mit manipulierten, menschlichen Überresten“, durch den jemand, aus Gewinnsucht, „Außerirdische Mumien“ vortäuschen wollte. Die Tatsache, dass es sich bei den „Mummies“ um Funde von Grabräubern handelt, der Fundort unbekannt ist und jeder archäologische Kontext fehlt, haben das Kulturministerium bis heute veranlasst, die „Mummies“ bis heute zu ignorieren, bzw. diejenigen, die sich für die Erforschung dieser geheimnisvollen Wesen einsetzen, zu kriminalisieren.
Eine Gruppe von Journalisten und privaten Wissenschaftlern aus Peru und Mexiko haben in den Jahren 2017 und 2018 Untersuchungen an mehreren Mummies organisiert bzw. durchgeführt. Man kam zu dem Schluss, dass sowohl die großen, menschenähnlichen, als auch die 60 cm großen Wesen, authentische, nicht manipulierte Körper sind, die einmal gelebt haben. Eine Altersbestimmung nach der C14-Methode ergab für die menschähnliche „Maria“ ein Alter von ungefähr 1.800 Jahren, die 60 cm große „Victoria“ wurde mit 800 Jahren datiert. Im Ausland durchgeführte DNA-Analysen für letztere ergaben einen Anteil menschlicher DNA von 5-15 %, für „Maria“ wurden vorerst mit 35–40 % menschliche DNA angegeben. Spätere Auswertungen von Proben von „Maria“ in Russland ergaben 99 % menschliche DNA, sie konnte jedoch keiner bekannten menschlichen Art zugeordnet werden.
Nach mehreren, erfolglosen Versuchen bekam das Forscherteam im November 2018 endlich die Gelegenheit, ihre Ergebnisse vor Vertretern des Kulturministeriums und anderen Vertretern des „offiziellen“ Peru zu präsentieren. Man hörte ihnen zwei Stunden lang zu, um sie dann mit Schimpf und Schande, unter Androhung rechtlicher Konsequenzen, zu verjagen. Das bedeutete für die nächsten sechs Jahre das Ende jeden Dialoges zwischen dem Kulturministerium und dem Forscherteam.
Im Anschluss an dieses desaströse Treffen erklärten sich Forscher von der Universität in Ica bereit, die Körper in ihren Labors zu untersuchen. „Maria“ und einige vom 60 cm großen Typus wurden nach Ica geschafft und nach einem Jahr wurden erste Untersuchungsergebnisse bei einer Pressekonferenz in Ica präsentiert. Für manche nicht überraschend, wurden die Erkenntnisse der internationalen Forschergruppe bestätigt, für die Altersbestimmung und DNA-Analyse fehlen in Ica allerdings die technischen Einrichtungen.
Das Kulturministerium reagierte wütend und versuchte sieben (!) Mal erfolglos, die Mummies in Ica zu requirieren. Der Leiter der Forschergruppe von Ica, Prof. Roger Zuniga, wurde wegen „Zusammenarbeit mit Grabräubern“ verklagt, er erlitt im Sommer 2024 einen gesundheitlichen Zusammenbruch und ist seitdem nicht mehr arbeitsfähig. Sein Nachfolger, Dr. Hernandez, starb im November 2024 bei einem Autounfall.
Das Kulturministerium versuchte alles, um die Sache der „Nazca-Mummies“ zu diskreditieren und bediente sich dazu ihres wissenschaftlichen Experten Flavio Estrada, der, zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten, die Röntgenbilder von der Ritualfigur herzeigte und dabei, auch in den internationalen Medien, Gehör fand. Einen Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war die Sezierung von zwei Puppen aus Pappmaché, die, als „Kunsthandwerk“ deklariert, vom Zoll am Flughafen von Lima beschlagnahmt wurden. Bei einer groß aufgezogenen Pressekonferenz im Jänner 2024, konnte Estrada die anwesenden Medienvertreter triumphierend davon überzeugen, dass die „Aliens“ Puppen sind. Diese Meldung ging unter dem Titel „Wissenschaftler widerlegt Verschwörungstheoretiker“, um die Welt, die Printmedien in Österreich durften dabei nicht fehlen.
„Mario“ nutzte die Zeit und den unklaren rechtlichen Status der Mummies in Peru, um getrocknete Körper, zu horrenden Preisen, an nationale und internationale Sammler zu verhökern. So erwarb auch der mexikanische Mediziner Martin Achirica, ein Bekannter des Fernsehjournalisten Jaime Maussan, zwei (ein männliches und ein weibliches) Exemplare der 60 cm großen Figuren und brachte sie legal (?) nach Mexiko.
Und eben diese beiden getrockneten Körper präsentierte Maussan am 12. September 2023 den überraschten Medienvertretern in Mexico-City. Er benutzte dazu ein Hearing, das zum Thema "UAPs und Flugsicherheit“ vor dem mexikanischen Kongress abgehalten wurde. Maussan bezeichnete die Wesen als „nicht-menschliche Überreste“ - von „Aliens“ hat er nichts gesagt. Er bekam umgehend die mediale Aufmerksamkeit, die er sich gewünscht hatte. Allerdings fiel sie nicht so aus, wie er sich das vielleicht dachte. Ein „Shitstorm“ allererster Klasse fegte über ihn hinweg, „selbsternannter Ufologe“ und „Scharlatan“ waren noch die freundlichsten Bezeichnungen für ihn.
Genau diese sensationelle Präsentation war mein erster Kontakt mit den „Nazca-Mummies“, die mich so faszinierten, dass ich ein Buch über sie geschrieben habe. Wie die Geschichte enden wird, ist noch nicht abzusehen. Falls der angestrebte, wissenschaftliche Beweis dafür, dass die Mummies authentisch und nicht-menschlich sind, erbracht werden kann, müssen die Geschichtsbücher wohl umgeschrieben werden. Für diesen Beweis sind aber umfangreiche zusätzliche Untersuchungen notwendig, für die in Peru die Einrichtungen fehlen. Also müsste man Körper ins Ausland bringen und an erstklassigen Instituten untersuchen lassen. Erst wenn die Arbeiten, „peer reviewed“, in einem international anerkannten Wissenschaftsjournal publiziert worden sind, werden die Ergebnisse Teil der wissenschaftlich anerkannten Realität.
Zuerst muss ein offizieller, rechtlicher Status für die Mummies in Peru geschaffen werden und dann erst kann eine temporäre Exportgenehmigung erteilt werden.
An einer Lösung dieser Probleme arbeiten u. a., im Hintergrund, der peruanische Journalist Jois Mantilla, Jaime Maussan in Mexiko und Josh MacDowell, ein Jurist in den USA.
Wenn in absehbarer Zeit keine diesbezügliche Regelung zustande kommt, besteht die Gefahr, dass alle Mummies in privaten Sammlungen verschwinden und die „Größte Entdeckung unseres Jahrhunderts“ im Sand verläuft.
N.B.
Da dieses Thema sehr komplex und vielschichtig ist, habe ich dem Buch eine umfangreiche Link-Liste zum Thema „Nazca-Mummies“ hinzugefügt. Jede(r) kann sich damit ausführlich und tiefer informieren und sich eine eigene Meinung bilden.
Aliens!? Die unglaubliche Geschichte der "Nazca Mumien" von Johann Mitter, ISBN 9783950577501, Authal Verlag, 2025.
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